Betriebsrat äußert sich zum Tod des Zeitzeugen und dessen Nähe zur Belegschaft

Sally Perel stirbt 97-jährig - "Werden sein Vermächtnis fortführen"

03.02.2023 | Sally Perel ist am 2. Februar 2023 im Alter von 97 Jahren in Tel Aviv verstorben. Der Betriebsrat und die Volkswagen AG trauern um einen wichtigen Zeitzeugen, der bis zu seinem Lebensende nicht müde wurde, vor falschen Idealen zu warnen. Sally Perel hat sich stets für Respekt und Toleranz, für ein Zusammenleben in Frieden und Achtung vor dem allen Mitmenschen stark gemacht.

Sally Perel 2017 bei der Gesamt- Jugend- und Auszubildendenversammlung im VfL-Stadion

Bis ins sehr hohe Alter reiste er durch Deutschland, Europa und die Welt, um vor allem Jugendliche zu kritischem und eigenständigem Denken und zum Einsatz gegen Ausgrenzung und Gewalt aufzurufen. Immer wieder machte er dabei auch bei Volkswagen Station. 2017 beispielsweise sprach er vor Tausenden jungen VW-Auszubildenden und Dual Studierenden in der Volkswagen Arena in Wolfsburg.

1925 als Jude im niedersächsischen Peine geboren, überlebte Sally Perel die Jahre 1943 und 1945 unter einem angenommenen Namen In der Uniform der Hitlerjugend. Im Vorwerk der damaligen Volkswagenwerk GmbH in Braunschweig erhielt er als „Jupp“ eine Ausbildung zum Werkzeugmacher und eine Erziehung, die ihn zum überzeugten Nationalsozialisten machen sollte. Erst Jahrzehnte später sprach er über diese Zeit und erzählte Jugendlichen auf Vortragsreisen seine Geschichte.

Mit Sally Perels Tod verliert die Welt einen der letzten Zeitzeugen der Nazi-Gräueltaten und einen Überlebenden, der seine Erinnerungen in sehr reflektierter und persönlicher Weise mit anderen teilte. Seine eigene Erfahrung, das Leben in Todesgefahr und in verdeckter Identität, „in der Haut des Feindes“, wie Perel es nannte, war die Triebfeder für seinen starken Wunsch, insbesondere junge Menschen für den Wert der Demokratie und die unbedingte Achtung der Menschenrechte zu gewinnen. Sally Perel wandte sich stets vehement gegen Gewalt, Rassismus und Antisemitismus, etwa bei seiner mitreißenden Rede vor tausenden von Menschen am 30. November 2019 anlässlich einer Demonstration auf dem Schlossplatz in Braunschweig. Seine Botschaft: „Die Jugend von heute ist nicht verantwortlich für die Gräueltaten der Nazis, aber sie wird es sein, wenn es wieder zu solchen kommt.“

Dieser Verantwortung hat er selbst sich unermüdlich gestellt und benannte dabei stets sehr konkret, was er für eine Gefahr hielt: Hass, Rassismus, Antisemitismus und Gewalt. Sally Perel eckte an, in Deutschland und in Israel. Seine Überlebensgeschichte war unbequem, nicht nur für ihn. Respekt und Toleranz, zwei Grundwerte, die er stets als konkrete Anleitung für sein Handeln verstand, und deren Beachtung er auch von anderen einforderte, waren die Leitlinien auf seinem Lebensweg. Bis ins hohe Alter ging er auf Reisen und suchte und fand den Kontakt zu jungen Menschen in Israel und in Deutschland, aber auch in zahlreichen anderen Ländern. Durch das Beispiel seiner eignen Lebensgeschichte wollte er die jungen Menschen widerstandsfähig machen, gegen die Verlockungen und Versprechen insbesondere rechter Ideologien. Er setzte seine Hoffnung darauf, dass aus aufgeklärten, informierten und kritischen jungen Menschen mündige Bürger werden, die Hass, Hetze und Ausgrenzung keinen Raum lassen würden.

Die Vorsitzende des Gesamt- und Konzernbetriebsrates, Daniela Cavallo, sagt: „Sally Perel wird uns fehlen. Nicht nur die dramatischen Umstände seines Überlebens haben ihn als einzigartigen Zeitzeugen so wertvoll gemacht. Sondern vor allem die Gabe, seine Lebens- und Leidensgeschichte regelmäßig zu teilen und dabei mit Leichtigkeit eine Brücke zu seinem Publikum zu schlagen – insbesondere zu den jungen Menschen, darunter oft unsere Auszubildenden. Vor dieser Lebensleistung verneigen wir uns mit dem allergrößten Respekt. Und wir als Volkswagen-Familie sehen es als unsere Verpflichtung an, Sally Perels Vermächtnis rund um demokratische Wachsamkeit und Toleranz fortzuführen.“

Arbeitsdirektor Gunnar Kilian sagt: „Volkswagen verliert mit Sally Perel einen Menschen, der die Hand zur Versöhnung ausstreckte. Er hielt uns an, Verantwortung für ein friedliches Miteinander zu übernehmen und hoffte dabei stets auf das Gute im Menschen. Volkswagen ist ihm sehr dankbar und wird seinen Namen und seine Botschaft lebendig halten. Wir fühlen mit seiner Familie und werden Sally Perel vermissen!“

Einen ausführlichen Lebenslauf zu Sally Perel gibt es hier als Teil der gemeinsamen Pressemitteilung (Link) von Volkswagen und Betriebsrat.

Zum Sally-Perel-Preis geht es hier entlang: (Link).  Bewerbungen können noch bis zum 31. März 2023 eingereicht werden. Die Preisverleihung ist geplant für die Betriebsversammlung im Werk Braunschweig im dritten Quartal 2023.